Design & Planung: Theo Kern, Aufbau: Fa. KeramikArt

Heizen mit Holz: UNser Grundofen


Wer für die Lagerfeuerromantik ein gelegentliches Flackerlicht im heimischen Wohnzimmer genießen möchte, ist mit einem Kamin aus dem Baumarkt sicherlich gut bedient. Wer den Ofen als Haupt- oder gar Alleinheizung nutzen möchte, stellt jedoch andere Anforderungen. Bei unserer Internetrecherche landeten wir auf der Website von Theo Kern, der seit Jahrzehnten als Missionar des echten Grundofens in ganz Deutschland unterwegs ist und unzählige Grundöfen entworfen, berechnet und erbaut hat. Dass auch der Ofenbau eine Wissenschaft für sich ist, damit hatten wir nicht gerechnet.


Schnell mussten wir jedoch erkennen, dass Ofen nicht gleich Ofen ist, und es verschiedene Bautypen gibt. Theo Kern rät von Warmluftöfen grundsätzlich ab. Bei Warmluftkachelöfen wird es häufig während des Abbrandes bullig heiß, doch sobald das Feuer erloschen ist, wieder kalt. Das ist zum einen Energieverschwendung, zum anderen handelt es sich bei den Öfen um richtige Staubschleudern. Als einzig ernsthafte Option empfiehlt Theo Kern den echten Grundofen. Das Besondere des Grundofens sind seine langen Züge und seine enorme Speichermasse. Ein kurzer, starker Abbrand (ca. 1h) setzt die Energie des Brennholzes auf einmal frei. Sie verpufft jedoch nicht wie bei Kaminöfen größtenteils durch den Schornstein, sondern wird erst durch lange Züge geleitet, die aus Schamottsteinen gebaut sind. Diese speichern die Energie langfristig, dadurch sorgt ein Abbrand mindestens acht Stunden für gleichmäßige Strahlungswärme. Ob ein Grundofen verputzt oder mit edlen Kacheln bestückt ist, ist nur eine Frage der Kosmetik und hat keinen Einfluss auf die Funktionsweise. Ein Grundofen ist zwar ein eher träges Heizsystem, doch spielt das bei regelmäßiger Befeuerung keine Rolle. Außerdem gibt die großflächige Glasscheibe schon während des Brennvorganges einiges an Wärme ab. Ein gut gebauter Grundofen kostet ordentlich Geld, doch handelt es sich um eine einmalige Investition, die sich durch den guten Wirkungsgrad der von den "Kachelofen-Profis" gebauten Grundöfen bei den Brennholzkosten amortisieren sollte.

Konzeptionierung - Überlegungen zur Wasserführung


Der Entschluss, die Heizhauptlast des Hauses mit einem Grundofen zu stemmen, stand fest, ehe überhaupt der Grundriss geklärt war. Das Problem war, dass wir aufgrund der Gemütlichkeit den Ofen gerne im Wohnzimmer positionieren wollten. Dieses sollte aber im Erdgeschoss mit der sichtbaren Holzbalkendecke liegen, sodass vor allem die Beheizart des Kellers unklar war. Deshalb überlegten wir zeitweise, sowohl einen Grundofen im Erdgeschoss als auch im Keller bauen zu lassen. Doch der Kellergrundriss ließ keine mittige Positionierung des Ofens zu, zudem sprengte ein zweiter Ofen unser Budget.

 

Eine andere Option wäre gewesen, einen Absorber in den Ofen einzubauen, der die Wärme in Heizwasser geleitet hätte. Diese Lösung war uns zum einen aber zu teuer, zum anderen verkomplizierte sie nach unserem Empfinden das auf größtmögliche Einfachheit angelegte Heizsystem, das ja eben auf eine wassergeführte Heizung verzichten wollte. Letztendlich entschieden wir uns im Keller für ökostrombetriebene Infrarotheizungen. Eine andere Option wäre gewesen, einen Absorber für unser Warmwasser zu installieren. Auch hier erschienen uns Kosten und Aufwand unverhältnismäßig. Wir stellten stattdessen eine Brauchwasserwärmepumpe in relative Ofennähe, sodass wir indirekt auch unser Brauchwasser mit Brennholz füttern.

Die Planungs- und Bauphase mit Theo Kern


Nach ersten aufschlussreichen Mail- und Telefonkontakten kam Theo Kern persönlich zu Besuch, um alle Details zu besprechen. Auf der Homepage von KeramikArt hatten wir schon die Öfen herausgesucht, die uns optisch am meisten ansprachen, doch auch der persönliche Besuch von Herrn Kern war wichtig, damit er sich einen Eindruck von unserer Einrichtung (damals noch der Mietswohnung) und unserem Geschmack machen konnte. Zusätzlich erhielten wir Kachel-Proben in dem von uns gewünschten Farbton. Da für die Planung eine Schutzgebühr von 250 € berechnet wird, waren wir natürlich in Sorge, dass der geplante Ofen uns nicht gefallen würde. Wie groß war die Freude, dass Theo Kern mit seinem Entwurf genau ins Schwarze getroffen hatte. Nicht zu pompös, nicht zu schlicht, kompakt in der Form, aber mit einladender Ofenbank - wir waren wirklich begeistert. Die Rückseite des Ofens, die durch einen Wanddurchbruch den Flur beheizt, erkennt man nur durch drei eingebaute Zierkacheln in der ansonsten verputzten Flurwand.

 

Herr Kern war immer gut erreichbar und kommunizierte auch direkt mit Herrn Hagemann, um nötige Absprachen zu treffen. Er war ebenfalls bei der Dimensionierung des Schornsteins behilflich. Der Aufbau des Ofens erfolgte termingerecht. Einziges Manko war, dass die Flurkacheln waagerecht statt diagonal verbaut worden waren, und dass die Arbeiter vergessen hatten, den unteren Sockelbereich zu verputzen. Herr Kern war aber sofort kooperativ und übernahm die Kosten für den nachträglichen Putzauftrag durch örtliche Verputzer. Von der Optik und der Serviceleistung waren wir schon vollends überzeugt - jetzt musste der Ofen nur noch seine Heizkraft unter Beweis stellen.

Ein Grundofen als Alleinheizung? Unsere Erfahrung


Ganz ehrlich? Wir freuen uns spätestens im September schon auf die Heizperiode. Täglich gibt es Diskussionen, wer denn den Ofen anmachen darf. Die Prophezeiungen sämtlicher Skeptiker, das Heizen würde uns lästig, haben sich bislang nicht erfüllt. Klar, wenn wir nicht heizen, kühlt das Haus langsam aus, aber wir genießen es, in der morgendlichen Frische uns den Rücken und die Hände an den Kacheln zu wärmen. Natürlich ist es bequemer, ein Thermostat aufzudrehen. Aber einen Ofen anzumachen, empfinden wir als tausendmal schöner. Es wird einem auch viel bewusster, wieviel Heizenergie man verbraucht.


In den Übergangszeiten genügt ein einmaliger Abbrand, im Dezember und Januar heizen wir zweimal täglich. Wenn abwesenheitsbedingt nur einmal geheizt wird, ist das aber auch kein Drama. Wir haben zwar die Möglichkeit, die Intervalle für einen dreimaligen Abstand zu verkürzen, dies war bis jetzt aber nicht notwendig. Wir gehen durch das aktive Heizen sehr bewusst mit dem Thema Energie um: Heizen ist bei uns kein gedankenloser Automatismus. Und es gibt nichts beruhigenderes als am Abend das Spiel der Flammen zu beobachten, während sich eine wohlige Wärme im ganzen Haus ausbreitet.

 

Soweit zur Romantik. Von den technischen Eigenschaften unseres Grundofens sind wir aber genauso überzeugt. Der Schornsteinfeger war ganz begeistert, weil sich keinerlei Ablagerungen im Schornstein absetzen. Wie effektiv der Wirkungsgrad unseres Ofens ist, merken wir auch daran, dass das Holz fast rückstandslos verbrennt. Obwohl wir mit dem Ofen fast die komplette Heizlast stemmen, müssen wir pro Heizsaison nur zweimal Asche entnehmen! Auch die Dimensionierung ist gelungen. Das Wohnzimmer überhitzt nicht, trotzdem wird durch den offenen Grundriss nicht nur das komplette Erdgeschoss, sondern auch das Dachgeschoss mitgeheizt. Die Infrarotheizungen im Dachgeschoss stellen wir nur bei Minustemperaturen an. Im Keller müssen sie natürlich durchgehend laufen, die Wärme steigt ja nach oben. Dennoch: Nach unserem offiziellen Wärmeschutznachweis sind die Stromheizungen unsere Hauptheizung, der Grundofen zählt nur als raumbezogener Einzelofen. De facto ist der Grundofen aber zumindest die Hauptheizung unseres Hagemann Hauses. Die kompletten Zahlen gibt es hier.

Ofenbau-Galerie