Umweltfreundlich Heizen?

Wenn man sich auf der Suche nach der besten Art zu heizen durch einschlägige Internetforen quält, dann scheint man in einen Glaubenskrieg geraten zu sein, der mit unglaublicher Aggression geführt wird. Jeder wirft dem anderen Lobbyismus und Verkaufsabsichten vor, und der ahnungslose Verbraucher muss feststellen, dass es das Wort Meinung scheinbar nur im Plural gibt. Wir haben uns erst sehr spät mit dem Thema Heizung auseinandergesetzt, da bei unserem "ersten" Grundstück der Anschluss an ein Nahwärmenetz vorgeschrieben war. Bei unserem zweiten Grundstück war nur der Anschluss an einen Flüssiggastank möglich. Die Abhängigkeit von nur einem Anbieter wollte uns jedoch nicht so recht schmecken. Wir erkundigten uns daher unvoreingenommen über sämtliche Arten der Wärmeerzeugung und der Wärmeverteilung, von der Wärmepumpe bis zu Pellet- oder Infrarotheizung.

 

Je mehr wir uns einlasen, desto mehr erhielten wir den Eindruck, dass es am umweltfreundlichsten ist, sich einfach dickere Socken anzuziehen. Fossile Brennstoffe sind bekanntlich endlich - auch wenn das scheinbar kaum jemanden interessiert, da die Endlichkeit erst nach der eigenen Lebensspanne eintritt - und schädigen Klima und Umwelt. Stromheizungen gelten generell als ineffizient, Luftwärmepumpen gelten ebenfalls als Stromfresser, sollen teuer und reparaturanfällig sein. Das Heizen mit Holz, Pellets oder Hackschnitzeln soll die Feinstaubbelastung erhöhen und die Wälder gefährden. Der Einsatz von Sonnenkraft zur Heizungsunterstützung war uns grundsätzlich sympathisch, wobei bekanntlich ausgerechnet im Winter am wenigsten Verlass auf die Kraft der Sonne ist. Wir versuchten, das Pferd von hinten aufzuzäumen und beschäftigten uns mit dem gewünschten Endergebnis, der Wärme im Haus.

Wärmeverteilung


Als Allergikern graust uns immer vor der Heizperiode. Die trockene Luft reizt die Schleimhäute, die Haut wird rissig und infektionsanfällig, und die Erkältungen sind vorprogrammiert. Zu Beginn unserer Heizungssuche war uns lediglich klar, dass wir in keinem Fall diese rippenförmigen Staubschleudern haben wollten, die unsere Mietswohnung zierten. Gleichzeitig waren wir von dem Ofen einer guten Bekannten begeistert, dessen Wärme wir immer als besonders angenehm empfanden. Wenn schon ein Ofen, dann ein richtiger, also kein Flackerlicht für die Romantik, sondern ein Ofen mit hoher Heizleistung, der mittig platziert für die nötige Grundwärme im ganzen Haus sorgen kann. Wir erfuhren, dass die von uns so angenehm empfundene Wärme "Strahlungswärme" war. So stießen wir auf das Thema "Strahlungsheizung". Während die Wärme bei der klassischen Konvektionsheizung über die Luft übertragen wird, was zu den bekannten Luft- und Staubverwirbelungen führt, wird die Strahlungswärme bei einer Strahlungsheizung direkt mit Hilfe der Wärmestrahlung übertragen - ähnlich, wie wenn man sich bei kalten Wintertemperaturen von der Sonne wärmen lässt, obwohl die Umgebungstemperatur kälter bleibt. Auch wenn es keine reine Strahlungsheizung gibt, da bei der Wärmeübertragung immer sowohl Strahlung als auch Konvektion stattfinden, so war es uns wichtig, den Konvektionsanteil zu minimieren. Wassergeführte Heizlösungen mit hohem Strahlungsanteil sind die Heizleiste sowie Wandheizungen, eine elektrische Lösung ist die Infrarotheizung.

Unser ökologisches Heizkonzept


Wir entschieden uns schlussendlich gegen eine zentrale wassergeführte Heizung, was die Software unseres Wärmeschutznachweis erstellenden Statikers in die Verzweiflung trieb. Ein großer Grundofen im Erdgeschoss beheizt alleine Flur, Esszimmer, Wohnzimmer und Küche. Seine Heizleistung von 4,0 kW kann bei Bedarf durch ein verkürztes Heizintervall auf 6,0kW gesteigert werden. Die restlichen Räume in Keller und Dachgeschoss sind mit Infrarotheizungen bestückt, die durch Thermostate gesteuert werden. Das warme Wasser wird von einer Brauchwasserwärmepumpe bereitgestellt. Eine Photovolaikanlage mit 7,48 kwP unterstützt unseren Strombedarf.

 

Leider haben wir durch unser Heizkonzept KFW70 nicht erreicht. Das Hagemann Haus erfüllt zwar mühelos die Anforderungen für den maximalen Transmissionswärmeverlust, allerdings erfordert unser Heizkonzept rechnerisch zu viel "Primärenergie". Das ist die gesamte Energie, die nötig ist, um dem Verbraucher die benötigte Endenergie zur Verfügung zu stellen. Dies liegt an einem gesetzlich vorgeschriebenen Rechenfaktor, der bei Strom bei 2,4 liegt - zum Vergleich: Holz hat den Faktor 0,2; Gas und Öl haben den Faktor 1,1. Leider wird bei dieser gesetzlich vorgeschriebenen Berechnung nicht berücksichtigt, dass wir ausschließlich echten Ökostrom beziehen. Auch wenn wir auf dem Papier die gesetzlichen Mindestanforderungen daher nur knapp unterschreiten, so haben wir de facto ein Heizkonzept, das ausschließlich auf erneuerbaren Energien beruht.