Unsere gemauerte Traumküche
Wer schon einmal in einem Küchenstudio war, weiß um die Wucherpreise der Branche. Da wir uns für Spankorpusse und Folienfronten nicht erwärmen konnten, informierten wir uns zunächst über Massivholzküchen. Schnell stellten wir fest, dass sämtliche Angebote jenseits unseres kargen Küchen-Budgets lagen. Also schauten wir uns auf Ebay Kleinanzeigen nach gebrauchten Massivholzküchen um. Dank der eingebauten Mietwohnungsküche aus Ikea-Zeiten hatten wir bereits Erfahrung in der Küchenplanung und wussten, dass Küchenplanung absolut kein Hexenwerk ist.
Wir waren uns aber hinsichtlich der Optik nicht sicher, was wir eigentlich suchten. Da schon Boden und Decke aus Holz sind, tendierten wir zu einer weißen Massivholzküche, allerdings eher halbherzig. Im Internet stießen wir schließlich auf Bilder einer gemauerten Küche in mediterranem Stil, nun wussten wir, was wir wollten - das war unser Traum! Das praktische daran ist, dass sich eine gemauerte Küche ideal für die Wiederverwertung von alten Küchenschränken eignet, denn das Mauerwerk zwischen den einzelnen Küchenschränken lässt sich in der Breite ja variabel gestalten lassen. Und sollte das trotzdem nicht passen, lässt sich einfach noch ein offenes Regal einplanen. Auf Ebay Kleinanzeigen suchten wir nun nach dunklen Massivholzküchen. Im Saarland wurden wir schließlich fündig: eine Einbauküche mit Eichefronten wurde hier für lau verschleudert, weil die neuen Hausbesitzer die "scheußliche" Altlast schnell los werden wollten. In der Tat war der Gesamteindruck der Küche eher altbacken und dunkel.
Uns fiel aber die tolle Verarbeitung der Massivholzfronten auf, die schönen Beschläge und die lebhafte Maserung des Holzes. Wenn zwischen den dunklen Holzschränken weiße Wandstollen zu sehen waren, musste die optische Wirkung doch eine ganz andere sein! Kurzerhand schlugen wir zu und machten uns an die Planung. Im Baumarkt besorgten wir jede Menge Ytong-Steine und mauerten mit Hingabe die Stollen, zwischen die die Holzschränke kamen.
Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Fred und seinen Freund Reiner (R.I.P.), ohne die wir das nie geschafft hätten! Die Lücke zwischen den Küchenschränken und der Arbeitsplatte ist nicht mit Ytong gemauert, sondern aus Holz und Fermacellplatten konstruiert - Fred sollte sich das patentieren lassen. Lange haben wir überlegt, woraus die Arbeitsplatte bestehen sollte. Wir lieben Holz, aber die Massivholzplatte unserer Ikea-Küche war leider schon nach kurzer Zeit unansehnlich geworden. Und so entschieden wir uns für Granit - eine kostspielige, aber einmalige und dauerhafte Investition. Den Plan, die Stollen zu verputzen, verwarfen wir wieder. Auf Internetfotos sah das zwar hübsch aus, war aber sicherlich mit zwei Kleinkindern nicht praktikabel. Letztlich entschieden wir uns für die Verkleidung mit Travertin-Fliesen. Wie nun die Ökobilanz unserer Küche aussieht, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Die Holzschränke sind gebraucht und der Transport aus dem Saarland nach Rheinland-Pfalz ist auch überschaubar. Die Natursteinprodukte (Travertin und roter Granit) sind natürlicherweise schadstoffrei und langlebig, stammen aber aus Italien, was einen längeren Transportweg bedeutet.
In jedem Fall hat diese kreative Küchenlösung unseren Geldbeutel geschont, denn in der Summe haben wir für diese nach unserem Empfinden luxuriöse Küche (ohne Geräte, denn die meisten hatten wir ja schon) gerade einmal 6000€ ausgegeben. Nicht mitgezählt sind natürlich unsere Arbeitsstunden, Schweiß und Herzblut. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Unsere Küche ist das Herz unseres Hauses, hier pulsiert das Leben und vor allem lässt es sich hier wunderbar kochen.
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