Energieverbrauch im Neubau


Wir möchten hier fortlaufend unseren Heizverbrauch dokumentieren, um anderen Bauherren eine ungeschönte Vergleichsmöglichkeit zu bieten. Unsere Werte entstehen nicht unter Laborbedingungen, sondern in der von zahlreichen Faktoren beeinflussten Realität: Im Winter 2016/2017 zum Beispiel gingen die Handwerker bei uns noch ein und aus, ständig stand die Tür offen, das Brennholz wurde außerdem im ersten Jahr erst am 1. Dezember geliefert.

Daten aus dem EnEV-Ausweis und der Wohnflächenberechnung

  • Jahresendenergiebedarf Brennholz: 5480 kWh
  • Jahresendenergiebedarf Strom: 9174 kWh
  • Gesamtfläche: 182qm
  • Beheizte Fläche: 175qm
  • Jahresendenergie Holz&Strom/qm: 83,74 kWh

Aus unserem großen Segmentbogenfenster zieht es immer noch wie Hechtsuppe und das Trockenheizen des Kellers will auch noch berücksichtigt sein. Auch die Umrechnung des Brennholzes kann nur aufgrund von Schätzungen geschehen. Einen Schüttraummeter Buche&Eiche berechnen wir mit 1.323 kWh. Im Stromverbrauch sind nicht nur die Infrarotheizungen, sondern auch der Betrieb der Brauchwasserwärmepumpe enthalten, beide laufen über einen separaten Stromzähler. Interessant ist natürlich die Frage, inwieweit die Berechnungen des Wärmeschutzausweises mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Entscheidend ist hier nicht die fiktiv berechnete Primärenergie, sondern die tatsächliche Jahresendenergie. Da der Vorratsraum (trotz installierter Heizung für den Fall längerer Abwesenheit bei Frosttemperaturen) als einziger echter Kellerraum nicht beheizt wird, haben wir seine Größe von der Gesamtfläche abgezogen. Für 2017 ergibt sich damit ein tatsächlicher Energieverbrauch von 77,47 kWh/qm für Heizung und Warmwasser.


Jahr Heizstromverbrauch Brennholzverbrauch Gesamtverbrauch Jahresendenergie/qm
08-12 2016 4.563 kWh 2.646 kWh (2srm Buche/Eiche) 7.209 kWh o.B.
01-12 2017 5.620 kWh 7.938 kWh (6srm Buche/Eiche) 13.558 kWh 77,47 kWh/qm
01-12 2018 4.861 kWh      
01-12 2019 4.652 kWh      
01-12 2020 4.151 kWh      
01-12 2021 5.031 kWh      
01-12 2022 4.199 kWh      
01-12 2023 3.950 kWh      

Die Langzeiterfahrung steht natürlich noch aus, doch bislang sind wir mit unserem ungewöhnlichen Heizkonzept sehr zufrieden. Wie wir uns gedacht haben, schafft der Ofen die beiden oberen Geschosse fast alleine, die Infrarotheizungen kommen nur im Keller durchgehend zum Einsatz, im Dachgeschoss erst ab dem Nullpunkt. Dies schlägt sich auch in der Tabelle nieder: Die im EnEV-Ausweis erwarteten Jahresendenergiebedarfsangaben sind bezogen auf das Heizmedium sozusagen vertauscht.

Heizkosten im Neubau


Wie aber verhält es sich mit den Kosten? Dadurch, dass der deutsche Strom durch die vielen Umlagen und Steuern so teuer ist, zahlen wir natürlich mehr als bei einer einfachen Gasheizung. Die Berechnung ist nicht ganz einfach, weil unser Heizstromzähler nicht berücksichtigt, welcher Strom aus dem Netz bezogen wurde und welcher von der PV-Anlage auf unserem Dach kommt. Daher haben wir die Kosten soweit wie möglich aufgeschlüsselt. Die berechneten Heizkosten legen nur die jahresaktuellen Preise für Strom und Holz zu Grunde und ignorieren die PV-Anlage völlig. Die Ersparnis durch den Eigenverbrauch des selbsterzeugten Stroms und die Vergütung für den eingespeisten Strom werden in der Bilanz gegengerechnet.


Jahr Preis Strom | Holz Berechnete Heizkosten PV-Eigenverbrauch PV-Einspeisung Kostenbilanz
2016 26,75c/kWh | 60€/srm 1340,60 € 123,04 € 155,46 € 1062,10 €
2017 26,75c/kWh | 60€/srm 1919,55 € 449,19 € 444,33 € 1026,03 €
2018          

Anschaffungskosten unseres Heizsystems


Was hat nun unser Heizsystem in der Anschaffung gekostet? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, da schwer zu entscheiden ist, was zu den Kosten unseres Heizsystems alles dazuzurechnen ist. Die EnEV besagt, dass ein bestimmter Anteil der benötigten Energie aus regenerativen Quellen zu speisen ist. Da der berechnete Anteil des Grundofen sich nur nach der Quadratmeterzahl von Küche-Ess-Wohnbereich und Flur bemisst, hätte der Grundofen alleine nicht ausgereicht, die EnEV-Anforderungen zu erfüllen.  Zusätzlich wird die selbst verbrauchte Energie unserer Photovoltaikanlage als regenerativer Anteil mit einbezogen, außerdem die Umwelt- und Abwärmenutzung unserer Brauchwasserwärmepumpe. Damit müsste man die Kosten für den Ofen, den Schornstein, die Brauchwasserwärmepumpe, die Infrarotheizungen und die Photovoltaikanlage addieren: ein ganzer Batzen. Allerdings hätten wir uns die Photovoltaikanlage ohnehin angeschafft - die Kosten hierfür amortisieren sich nach ca. 15 Jahren. Auch muss man beim Grundofen zwischen den funktionellen und den dekorativen Kosten unterscheiden. Die Ofenbank dient allein der Behaglichkeit und kann eigentlich nicht den Anschaffungskosten für die Heizung zugerechnet werden. Auch den Schornstein lassen wir aus der Rechnung heraus, da er für eine Gasheizung ebenfalls notwendig gewesen wäre. Hier nun unser Vergleich:


StandardHeizung GAs/SOlarthermie


  • Gasbrennwerttherme: 2.350 €
  • Heizinstallation EG/DG: 3.810 €
  • Heizinstallation Keller:  1905 €
  • Solarthermie: 8.995 €

Gesamtkosten: 17.060 €



UNser Heizkonzept: Holz/ÖkoStrom


  • Grundofen ohne Bank- und Kachelaufpreis: 11.650 €
  • Infrarotheizungen & Brauchwasserwärmepumpe: 8.017 €
  • Raumthermostate & Elektroinstallation: 1.750 €
  • (Photovoltaik: 11.968 €)

Gesamtkosten: 21.417 € (33.385 €)



Wir haben die Rechnung eher zu unseren Ungunsten aufgestellt, da die von uns als Richtwert genommenen Gutschriften von Hagemann Haus geringer sein dürften als die tatsächlichen Kosten, wenn man die entsprechende Leistung in Auftrag gibt. Die Installationskosten für den Keller haben wir in der Standardvariante nur als die hälftigen Kosten der Gutschrift für die entfallene Heizungsinstallation in Erdgeschoss und Dachgeschoss berechnet - wahrscheinlich wäre auch das kostenintensiver gekommen. Unsere Variante ist zwar sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb teurer, aber das war es uns wert, um zum einen ausschließlich auf Basis erneuerbarer Energien zu heizen, zum anderen um die Wärme in Form von Strahlungswärme herzustellen. In der links stehenden Standardausstattung sind lediglich normale Heizkörper enthalten, bei einer wassergeführten Flächenheizung in Wand oder Decke hätten wir ebenfalls noch erhebliche Mehrkosten gehabt und zudem Stellflächen verloren. Wir sind bislang mit unserer Entscheidung zufrieden und können unser Konzept grundsätzlich weiterempfehlen. Es passt sicher nicht für jeden, aber unserer Meinung nach gibt es die "perfekte" Heizung ohnehin nicht. Die richtige Art zu heizen, ist häufig eine individuelle Entscheidung, die ganz nach den Begebenheiten des Bauprojekts (Vorhandene Stellflächen, lokal verfügbare Energiequellen, solare Ausrichtung etc.) getroffen werden muss.