Warum wir Bauen

Neubaugebiete fanden wir immer irgendwie beklemmend. Daher waren wir uns von Anfang an einig, dass wir nicht bauen wollten. Stattdessen suchten wir nach Bestandsimmobilien, als die Wohnung zu klein und die Miete zu teuer wurde. Kein leichtes Unterfangen im überteuerten Rhein-Main-Gebiet! Manch angepriesene Wohnperle erwies sich als Bruchbude, an den Haustüren empfing uns muffige Luft, fast jeder besichtigte Keller war feucht. Wir dachten erstmals ernsthaft über das Bauen nach und suchten gezielt nach Baulücken in Bahnhofsnähe.

Denn die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr war unser wichtigstes Kriterium. Da erfuhren wir von einem Neubaugebiet, das nicht stadtauswärts, sondern mitten im historischen Ortskern einer hübschen Stadt liegen sollte. Binnen kürzester Zeit entschieden wir uns für ein kleines aber feines Grundstück und vereinbarten den Notartermin. So wurden wir Bauherren nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern weil sich das passende Grundstück einfacher gefunden hatte als eine passende Bestandsimmobilie.



„Langeweile, Lärm, gefährliche Geschwindigkeit, die Angst der Mütter um die Kinder, Isoliertheit, Unbehaustheit, monotones Einerlei. Das alles lässt sich mit ein paar Strichen festlegen. Schon auf dem Plan.“ (Dieter Wieland)


Im Laufe unserer Planungen fanden wir übrigens heraus, was wir an klassischen Neubaugebieten nicht mochten. Diese Erkenntnis verdanken wir dem deutschen Dokumentarfilmer Dieter Wieland, der sich ab den 70er Jahren als einer der ersten Fernsehjournalisten für den Denkmalschutz und den Erhalt gewachsener Kulturlandschaften einsetzte. Großartig ist die Dokumentation "Unser Dorf soll hässlich werden" aus dem Jahr 1975. Dankenswerter Weise sind seine gesammelten Dokumentarfilme auf der Homepage des BR zugänglich. Wir haben uns alle angeschaut! Dieter Wieland sprach uns in seinen Filmen aus der Seele und brachte all die Dinge auf den Punkt, die wir intuitiv so empfunden hatten, aber die wir nie von uns aus hätten begründen können. Wir können jedem Bauherrn nur empfehlen, sich auf den ungewohnt bedachten Rhythmus seiner Dokumentationen einzulassen: Sie enthalten nicht nur wertvolle praktische Anregungen, sondern sensibilisieren den Blick des Betrachters für Details, die in der Summe doch wesentlich sind.